Biografie
Es gibt Bandgeschichten, die so zuckersüß sind und schön, dass man sie am liebsten umarmen und zum Eis einladen möchte. Die Geschichte der Band MADSEN ist eine eben dieser wunderbaren Geschichten, wie sie sich wirklich kaum besser ausdenken lässt: Da sind die drei Brüder Johannes (Gitarre), Sebastian (Gesang, Gitarre, Texte) und Sascha (Schlagzeug), die praktischerweise alle mit Nachnamen MADSEN heißen – und zack ist die erste große Hürde jeder neu gegründeten Band aufs Eleganteste genommen! Denn Nicht-Bruder Gründungsmitglied Niko Maurer (Bass) wird im Bandnamenfindungsprozess schnell eingesehen haben, dass „Maurer“ bei einer Abstimmung wenig Chancen haben dürfte. Also: MADSEN. Klingt nordisch, sympathisch, kann man überall auf der Welt aussprechen. Besser geht es kaum.
Nicht nur der Name bringt der Band von Anfang an Glück, sondern auch ihre Herkunft stellt sich als absoluter Segen heraus: Das Wendland! Nord-östliches Niedersachsen und Königin aller Provinzen. Nirgendwo in Deutschland fährt man so lange in egal welche Richtung, bis man auf eine Autobahn stößt. Nichts ist so wenig Berlin wie das Wendland. Kindheit und Jugend hier zu verbringen, ist die ideale Voraussetzung für den Band bestimmenden Zusammenhalt, aber eben auch der beste Nährboden für all die Geschichten von Zwischenmenschlichkeiten, Abenteuerlust und Sehnsucht, die Sebastian später bilderreich in den MADSEN Texten verarbeiten und verewigen wird.
MADSEN gelingt (natürlich) gleich ein Traumstart: 2004 kurz nach der Gründung schickt die Band ein Demo an die Plattenfirma Universal Music und bekommt (klar) sofort einen Vertrag. Das 2005 veröffentlichte Debütalbum „Madsen“ sowie die Singles „Perfektion“ und „Vielleicht“ werden große Erfolge. Publikum, Presse und Musikfernsehen (R.I.P.) feiern die Band um die Wette ab. Zu Recht: mit ihrem beispiellosen Mix aus verzerrten Gitarren, hymnischen Melodien und griffigen deutschen Texten ohne jede Peinlichkeit positionieren MADSEN sich von Anfang an in einer eigenen Sparte, in der es nur MADSEN gibt und in der MADSEN einfach alles darf. Die Folgealben „Goodbye Logik“ (2006), „Frieden im Krieg“ (2008), „Labyrinth“ (2010), „Wo es beginnt“ (2012) und „Kompass“ (2015) werden alle zu Top 10 Erfolgen und beherbergen Ausflüge in diverse musikalische und textliche Himmelsrichtungen, die in der Gesamtheit einen immer konkreter werdenden, eigenen MADSEN Sound entstehen lassen. Lieder wie „Nachtbaden“, „Du schreibst Geschichte“ und „Lass die Musik an“ werden kollektive Ohrwürmer und laufen im Land rauf und runter. Auch Live hat sich dieser MADSEN Sound über die Jahre immer weiter entwickelt – Lisa Nicklisch (Keyboards, Gesang) und Martin „Mücke“ Krüssel (Gitarre) stoßen dazu und schaffen so noch mehr Raum zur Entfaltung im Live-Set.
Von Tour zu Tour werden die Konzertsäle größer und die Festivalslots besser – überhaupt spürt man den MADSEN Erfolg am meisten auf einem Festival, bei dem Tausende Menschen jedes Alters und Geschlechts die gesamte MADSEN Setlist lauthals mitsingen und selbst eher Unbeteiligte immer wieder feststellen „Ach, das ist von denen?!“ MADSEN hatte nie den einen großen nervigen Hit, den jeder kennt und der den Rest ihres Schaffens überschattet. Die Summe aus einer Vielzahl starker Lieder, alle mit der Zeit gewachsen und verbreitet im ganzen Land bis in den hintersten Winkel – das zeichnet den Erfolg von MADSEN aus. Und dabei ist MADSEN sich und seinem Sound immer treu geblieben: unverkrampfte Rockmusik mit Einschlägen aus Metal und Punk – kaum eine Band in der Größe klingt noch so selbstbewusst nach sich selbst wie MADSEN. Klar, das ist nicht die Neuerfindung des Rades und Rockmusik ist grad soweit weg vom Zeitgeist wie wohl schon lange nicht mehr, aber MADSEN zieht das Ding unbekümmert durch – wer braucht schon den Zeitgeist, wenn man Gitarre, Bass und Schlagzeug hat?!
Im vierzehnten Jahr seit Bandgründung meldet sich die Familienreisegruppe MADSEN 2018 mit dem siebten Studioalbum „Lichtjahre“ aus einer längeren Ruhephase zurück. Mit viel Zeit, mit viel Liebe zum Detail sind sie diese Platte angegangen. Anfangs wurde erst mal alles zugelassen und jede noch so absurde Idee hat ihren Platz zur Entfaltung bekommen, im späteren Prozess kam dafür alles umso genauer wieder und wieder auf den Prüfstand. Und so ist das von der Stimmung her wohl homogenste MADSEN Album seit langem entstanden. „Mein erstes Lied“ oder „Ich tanze mit mir allein“ mögen zwar vom Sound herausstechen, lösen sich aber nicht von der grundsätzlichen „Lichtjahre“ Stimmung. Von vorne bis hinten weiß das Album wo es hin will. Verspielte Momente: Ja. Aber Verzettelung: Fehlanzeige. Diese Gründlichkeit hat sich gelohnt, bei Musik und Texten gleichermaßen. Mit Liedern wie „Rückenwind“ und „Sommerferien“ sind zudem gleich zwei MADSEN Classics dabei -räumliches und zeitliches Fernweh gepaart mit dem freundschaftlichen Tritt in den Hintern zum Aufraffen, wie man es kennt und liebt. Die Selbstverständlichkeit mit der die meisten von uns sich heutzutage im sozialen Genetzwerke verheddern und dabei Gefahr laufen, den wirklichen Moment aus dem Auge zu verlieren wird in „Keiner“ mit dieser Leichtigkeit und ohne unangenehmes Belehren auf den Punkt gebracht, wie es wirklich nur MADSEN hinbekommt.
„Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst“ stellte einst der Schriftsteller Leo Tolstoi für sich und die Nachwelt fest. Auf „Lichtjahre“ treten MADSEN, den Gegenbeweis an. Es wird sich nicht in den Schwächen oder Haltungen anderer verbissen, der Fehler bei anderen gesucht, wie es zur Zeit weit verbreitet aber eben wenig hilfreich ist, MADSEN sagen viel mehr dem eigenen inneren Schweinehund den Kampf an. In Liedern wie „Wenn es einfach passiert“, „Athlet“ oder „Kapitän“ werden ohne Scheu die eigenen Ängste und Zweifel thematisiert. Damit sich was bewegt muss man den ersten Schritt immer noch selber machen und MADSEN möchten mit dieser Haltung anstecken. „Lichtjahre“ ist ein Album, das Mut macht. Allen anderen, aber in erster Linie sich selbst. Musikalisch nimmt „Lichtjahre“ jeden an die Hand und gibt alles zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis: Meistens laut und energisch, hier und da leise aber immer mit wunderbaren Melodien und Chören, die sich besser anfühlen als so manche Umarmung.
Hirsch zur Veröffentlichung von Lichtjahre
Nicht nur der Name bringt der Band von Anfang an Glück, sondern auch ihre Herkunft stellt sich als absoluter Segen heraus: Das Wendland! Nord-östliches Niedersachsen und Königin aller Provinzen. Nirgendwo in Deutschland fährt man so lange in egal welche Richtung, bis man auf eine Autobahn stößt. Nichts ist so wenig Berlin wie das Wendland. Kindheit und Jugend hier zu verbringen, ist die ideale Voraussetzung für den Band bestimmenden Zusammenhalt, aber eben auch der beste Nährboden für all die Geschichten von Zwischenmenschlichkeiten, Abenteuerlust und Sehnsucht, die Sebastian später bilderreich in den MADSEN Texten verarbeiten und verewigen wird.
MADSEN gelingt (natürlich) gleich ein Traumstart: 2004 kurz nach der Gründung schickt die Band ein Demo an die Plattenfirma Universal Music und bekommt (klar) sofort einen Vertrag. Das 2005 veröffentlichte Debütalbum „Madsen“ sowie die Singles „Perfektion“ und „Vielleicht“ werden große Erfolge. Publikum, Presse und Musikfernsehen (R.I.P.) feiern die Band um die Wette ab. Zu Recht: mit ihrem beispiellosen Mix aus verzerrten Gitarren, hymnischen Melodien und griffigen deutschen Texten ohne jede Peinlichkeit positionieren MADSEN sich von Anfang an in einer eigenen Sparte, in der es nur MADSEN gibt und in der MADSEN einfach alles darf. Die Folgealben „Goodbye Logik“ (2006), „Frieden im Krieg“ (2008), „Labyrinth“ (2010), „Wo es beginnt“ (2012) und „Kompass“ (2015) werden alle zu Top 10 Erfolgen und beherbergen Ausflüge in diverse musikalische und textliche Himmelsrichtungen, die in der Gesamtheit einen immer konkreter werdenden, eigenen MADSEN Sound entstehen lassen. Lieder wie „Nachtbaden“, „Du schreibst Geschichte“ und „Lass die Musik an“ werden kollektive Ohrwürmer und laufen im Land rauf und runter. Auch Live hat sich dieser MADSEN Sound über die Jahre immer weiter entwickelt – Lisa Nicklisch (Keyboards, Gesang) und Martin „Mücke“ Krüssel (Gitarre) stoßen dazu und schaffen so noch mehr Raum zur Entfaltung im Live-Set.
Von Tour zu Tour werden die Konzertsäle größer und die Festivalslots besser – überhaupt spürt man den MADSEN Erfolg am meisten auf einem Festival, bei dem Tausende Menschen jedes Alters und Geschlechts die gesamte MADSEN Setlist lauthals mitsingen und selbst eher Unbeteiligte immer wieder feststellen „Ach, das ist von denen?!“ MADSEN hatte nie den einen großen nervigen Hit, den jeder kennt und der den Rest ihres Schaffens überschattet. Die Summe aus einer Vielzahl starker Lieder, alle mit der Zeit gewachsen und verbreitet im ganzen Land bis in den hintersten Winkel – das zeichnet den Erfolg von MADSEN aus. Und dabei ist MADSEN sich und seinem Sound immer treu geblieben: unverkrampfte Rockmusik mit Einschlägen aus Metal und Punk – kaum eine Band in der Größe klingt noch so selbstbewusst nach sich selbst wie MADSEN. Klar, das ist nicht die Neuerfindung des Rades und Rockmusik ist grad soweit weg vom Zeitgeist wie wohl schon lange nicht mehr, aber MADSEN zieht das Ding unbekümmert durch – wer braucht schon den Zeitgeist, wenn man Gitarre, Bass und Schlagzeug hat?!
Im vierzehnten Jahr seit Bandgründung meldet sich die Familienreisegruppe MADSEN 2018 mit dem siebten Studioalbum „Lichtjahre“ aus einer längeren Ruhephase zurück. Mit viel Zeit, mit viel Liebe zum Detail sind sie diese Platte angegangen. Anfangs wurde erst mal alles zugelassen und jede noch so absurde Idee hat ihren Platz zur Entfaltung bekommen, im späteren Prozess kam dafür alles umso genauer wieder und wieder auf den Prüfstand. Und so ist das von der Stimmung her wohl homogenste MADSEN Album seit langem entstanden. „Mein erstes Lied“ oder „Ich tanze mit mir allein“ mögen zwar vom Sound herausstechen, lösen sich aber nicht von der grundsätzlichen „Lichtjahre“ Stimmung. Von vorne bis hinten weiß das Album wo es hin will. Verspielte Momente: Ja. Aber Verzettelung: Fehlanzeige. Diese Gründlichkeit hat sich gelohnt, bei Musik und Texten gleichermaßen. Mit Liedern wie „Rückenwind“ und „Sommerferien“ sind zudem gleich zwei MADSEN Classics dabei -räumliches und zeitliches Fernweh gepaart mit dem freundschaftlichen Tritt in den Hintern zum Aufraffen, wie man es kennt und liebt. Die Selbstverständlichkeit mit der die meisten von uns sich heutzutage im sozialen Genetzwerke verheddern und dabei Gefahr laufen, den wirklichen Moment aus dem Auge zu verlieren wird in „Keiner“ mit dieser Leichtigkeit und ohne unangenehmes Belehren auf den Punkt gebracht, wie es wirklich nur MADSEN hinbekommt.
„Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst“ stellte einst der Schriftsteller Leo Tolstoi für sich und die Nachwelt fest. Auf „Lichtjahre“ treten MADSEN, den Gegenbeweis an. Es wird sich nicht in den Schwächen oder Haltungen anderer verbissen, der Fehler bei anderen gesucht, wie es zur Zeit weit verbreitet aber eben wenig hilfreich ist, MADSEN sagen viel mehr dem eigenen inneren Schweinehund den Kampf an. In Liedern wie „Wenn es einfach passiert“, „Athlet“ oder „Kapitän“ werden ohne Scheu die eigenen Ängste und Zweifel thematisiert. Damit sich was bewegt muss man den ersten Schritt immer noch selber machen und MADSEN möchten mit dieser Haltung anstecken. „Lichtjahre“ ist ein Album, das Mut macht. Allen anderen, aber in erster Linie sich selbst. Musikalisch nimmt „Lichtjahre“ jeden an die Hand und gibt alles zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis: Meistens laut und energisch, hier und da leise aber immer mit wunderbaren Melodien und Chören, die sich besser anfühlen als so manche Umarmung.
Hirsch zur Veröffentlichung von Lichtjahre
Wir leben in aufgeladenen Zeiten, „statistisch aufgeladen“, würde Dittsche sagen und tatsächlich trifft es das ziemlich gut. Wir leben also in Zeiten der Überwachung, doch es ist kein großer Bruder, der uns über die Schulter linst, sondern wir sind es selbst. Wir sind Selbstüberwacher. Wir achten peinlich auf unsere Kalorien, trinken Getränke zur Fettverbrennung und zählen Klicks und Likes und Freunde. All das tun wir im Zeichen der Perfektion.
Madsen haben schon auf ihrem ersten Album von ihm gesungen, vom optimalen Menschen, schön und konturlos, doch wahrscheinlich ist das einfach nicht aufgefallen. Denn eigentlich ist nicht nur dieses Lied die Gegenthese zu Selbstoptimierung und -zensur, sondern es ist die Band Madsen selbst.
Madsen ist eine Band, die vieles ist, auch vieles, das sich auf den ersten Blick ausschließen mag. So sind sie gleichermaßen vom Ernst wie der Komik Getriebene oder besser vom Blödsinn. Blödsinn nimmt im Kosmos von Madsen einen unschätzbar großen Platz ein und er ist immer wieder auch ein Garant für Leichtigkeit, für Angstfreiheit, dafür, dass in erster Linie alles erlaubt ist. Nun gehen aber 10 Jahre im Glamourlife auch an von der Provinz bestens geeichten Musikern nicht vorbei. Das eine oder andere Lied mag in der Vergangenheit wohl auch „statistisch aufgeladen“ gewesen sein. Doch all die Spannung, die Angst, der so schädliche Ehrgeiz entladen sich nun auf ihrem neuen Album. Madsen machen auf in alle Richtungen, die Kompassnadel dreht sich wild. Sie sind mehr den je unzähmbar, lassen sich nicht auf ein Genre, nicht auf einen Themenkreis beschränken. Trotzdem wirkt das alles nicht wüst oder wahllos, denn alles atmet die gleiche Energie, trägt das gleiche Unmittelbare in sich. Madsen schaffen, mit ihrer wiedergewonnen Unbekümmertheit und einer Produktion, die gemeinsam mit Moritz Enders (u.a. Kraftklub, Bosse, Johannes Oerding) und Simon Frontzek (Thees Uhlmann, Kilians, …) entstand, den Spagat zwischen Intimität und großer Geste.
„Kompass“ ist ein Stadionkonzert in deinem Wohnzimmer. Der angesprochene Witz, erhält zwischen den Zeilen immer wieder Einzug, spätestens aber, wenn der Premiumbox ein Kochbuch nebst Schürze beigelegt wird. Wie kaum eine andere Band vermag Madsen es, ihre Kunst ernst, sich selbst aber nicht so wichtig zu nehmen. Ohne Zweifel verdanken sie dieses Zwanglose auch ihrer dörflichen Prägung. In der Kunst und in Prießeck ist alles erlaubt.
Trotzdem ist „Kompass“ – wie alle Madsen-Alben – alles andere als ein Quatschalbum. Die Spielfreude täuscht nicht über Feinsinnigkeiten hinweg. So geht es auf dem Titelstück nicht etwa um innere Kompasse oder Kompai oder wie man das sagt, sondern um äußere. Um Menschen, die Impulse geben, die einen anstoßen, einem eine Richtung geben, wenn man strauchelt. Nicht selten ist es eine falsche Richtung, eine schmerzhafte, eine auszehrende, aber immer führt sie hier am Ende zum Menschen. Es geht um die Flucht aus der digitalen Welt, um das einfache
Leben im Schweren, um das eben kurz Austrinken, bevor alles anders wird und darum, dass Küsse immer besser sind als Worte.
Und das ist eigentlich der beste Anlass, diesen Text zu schließen. Denn „Alles was wir fühlen zerfällt im Augenblick, in dem wir es versuchen zu erklären.“, wie es in der ersten großen groovy Single „Küss mich“ heißt. Da will man gleich mitküssen. Und tanzen auch! In diesem Sinne. Alle Macht den Blödmännern. Sie dürfen die Band jetzt Küssen.
Max Leßmann zur Veröffentlichung von Kompass
Madsen haben schon auf ihrem ersten Album von ihm gesungen, vom optimalen Menschen, schön und konturlos, doch wahrscheinlich ist das einfach nicht aufgefallen. Denn eigentlich ist nicht nur dieses Lied die Gegenthese zu Selbstoptimierung und -zensur, sondern es ist die Band Madsen selbst.
Madsen ist eine Band, die vieles ist, auch vieles, das sich auf den ersten Blick ausschließen mag. So sind sie gleichermaßen vom Ernst wie der Komik Getriebene oder besser vom Blödsinn. Blödsinn nimmt im Kosmos von Madsen einen unschätzbar großen Platz ein und er ist immer wieder auch ein Garant für Leichtigkeit, für Angstfreiheit, dafür, dass in erster Linie alles erlaubt ist. Nun gehen aber 10 Jahre im Glamourlife auch an von der Provinz bestens geeichten Musikern nicht vorbei. Das eine oder andere Lied mag in der Vergangenheit wohl auch „statistisch aufgeladen“ gewesen sein. Doch all die Spannung, die Angst, der so schädliche Ehrgeiz entladen sich nun auf ihrem neuen Album. Madsen machen auf in alle Richtungen, die Kompassnadel dreht sich wild. Sie sind mehr den je unzähmbar, lassen sich nicht auf ein Genre, nicht auf einen Themenkreis beschränken. Trotzdem wirkt das alles nicht wüst oder wahllos, denn alles atmet die gleiche Energie, trägt das gleiche Unmittelbare in sich. Madsen schaffen, mit ihrer wiedergewonnen Unbekümmertheit und einer Produktion, die gemeinsam mit Moritz Enders (u.a. Kraftklub, Bosse, Johannes Oerding) und Simon Frontzek (Thees Uhlmann, Kilians, …) entstand, den Spagat zwischen Intimität und großer Geste.
„Kompass“ ist ein Stadionkonzert in deinem Wohnzimmer. Der angesprochene Witz, erhält zwischen den Zeilen immer wieder Einzug, spätestens aber, wenn der Premiumbox ein Kochbuch nebst Schürze beigelegt wird. Wie kaum eine andere Band vermag Madsen es, ihre Kunst ernst, sich selbst aber nicht so wichtig zu nehmen. Ohne Zweifel verdanken sie dieses Zwanglose auch ihrer dörflichen Prägung. In der Kunst und in Prießeck ist alles erlaubt.
Trotzdem ist „Kompass“ – wie alle Madsen-Alben – alles andere als ein Quatschalbum. Die Spielfreude täuscht nicht über Feinsinnigkeiten hinweg. So geht es auf dem Titelstück nicht etwa um innere Kompasse oder Kompai oder wie man das sagt, sondern um äußere. Um Menschen, die Impulse geben, die einen anstoßen, einem eine Richtung geben, wenn man strauchelt. Nicht selten ist es eine falsche Richtung, eine schmerzhafte, eine auszehrende, aber immer führt sie hier am Ende zum Menschen. Es geht um die Flucht aus der digitalen Welt, um das einfache
Leben im Schweren, um das eben kurz Austrinken, bevor alles anders wird und darum, dass Küsse immer besser sind als Worte.
Und das ist eigentlich der beste Anlass, diesen Text zu schließen. Denn „Alles was wir fühlen zerfällt im Augenblick, in dem wir es versuchen zu erklären.“, wie es in der ersten großen groovy Single „Küss mich“ heißt. Da will man gleich mitküssen. Und tanzen auch! In diesem Sinne. Alle Macht den Blödmännern. Sie dürfen die Band jetzt Küssen.
Max Leßmann zur Veröffentlichung von Kompass
Flashback
Wendland. Clenze. Prießeck. Jugend musiziert. Alice’s Gun, dann Hoerstuatz, dann Madsen. Debütaufnehmen. Für Universal. 2005: Madsen. Werden C-Promis. 2006: Goodbye Logik. Hobby: The Real Hits. 2008: Frieden im Krieg. Das Metallica-Cover Mama Said. Hobby: Band Of The Week. Auftritte in Mexico und Costa Rica. Keyboarder Folli steigt aus. 2010: Labyrinth. Queen vs. Kitsch. Unfall beim Videodreh. Gebrochene Hand, dicke Lippe, Riesenschreck. Song für Max Mutzke. Cover-EP namens Willkommen bei Madsen. Superpunk-Tribute. Sebastian mischt bei Egotronics Planet Disco mit. Das Goethe-Institut schickt die Band einen Monat durch die USA. Sebastian ist zu Gast auf Callejons Porn From Spain 2. Vier Alben. 14 Singles. Sechs Jahre Fanclub. Ca. 140 Festivals. Zig Touren durch Deutschland, Österreich, der Schweiz. Break.
Neues Label. Neues Management. Neues Album. Neuorientierung.
Der Hauptantrieb ist Bock
Drei bis vier Schritte zurück. So muss das manchmal. Den Kopf klar bekommen. Die obersten Hemdknöpfe lösen. Das Pfand in den Getränkemarkt bringen. Die Plektren sortieren. Sich auf das besinnen, was man hat. Denn es beginnt Wo es beginnt. „Das Album ist aus dem Moment, aus dem Bauch heraus entstanden“, sagt Sebastian, „bei Labyrinth haben wir zu viel nachgedacht.“ Labyrinth, das war und ist die große Pop-Platte von Madsen, das Album fürs Stadion. Etwas überkandidelt, denn wer kann, der kann auch Queen. „Und einmal richtig auf die Schnauze zu fallen, tut gut“, aber „das waren nicht unbedingt wir“, sagt Sebastian. Und mit ‚wir’ meint er Madsen. Die sind eine Rockband. Vom Lande, wenn man so will. Dahin, ins Wendland, ging es zurück, um alles so zu machen wie auf den ersten beiden Alben. Wieder nehmen Madsen im Gaga Studio in Hamburg auf – auf Band und live, „mit ein paar Overdubs.“ Gemischt wurde wie früher im Tritonus in Berlin, mit Moritz Enders, der sich schon um die Stadionplatte Labyrinth kümmerte. „Der Hauptantrieb ist Bock“, sagt Sebastian – und schreibt mit seinen Brüdern, dem älteren Johannes, dem jüngeren Sascha und Bassist Niko Maurer über 30 neue Songs. „Das Motto war üben, üben, üben, als würden wir eine neue Band gründen.“ Denn „die Platte will, fordert und reagiert.“ Etwa mit Generation im Arsch, dem klassischen Wutsong, der in der Tradition von Panik, Unzerbrechlich, Nitro und Blockade steht. Für die englischen Zeilen im schmissigen Love Is A Killer konnten sie Hardcore-Ikone Walter Schreifels (Gorilla Biscuits, Rival Schools etc.) gewinnen. Dabei wäre das Stück beinahe in der Tonne gelandet! Und Live-Keyboarderin Lisa Nicklisch alias Lisa Who verschönert So cool bist du nicht mit etwas Honig. Viel mehr Honig gibt es auf Wo es beginnt aber auch nicht. Denn es ist ein Rock-Album geworden, zusammengeschweißt in Eigenregie (richtig: Madsen haben selbst produziert). So direkt wie beim ersten Mal. Nur lauter. Also drei Schritte zurück. Vielleicht auch vier.
madsenmusik.de
Neues Label. Neues Management. Neues Album. Neuorientierung.
Der Hauptantrieb ist Bock
Drei bis vier Schritte zurück. So muss das manchmal. Den Kopf klar bekommen. Die obersten Hemdknöpfe lösen. Das Pfand in den Getränkemarkt bringen. Die Plektren sortieren. Sich auf das besinnen, was man hat. Denn es beginnt Wo es beginnt. „Das Album ist aus dem Moment, aus dem Bauch heraus entstanden“, sagt Sebastian, „bei Labyrinth haben wir zu viel nachgedacht.“ Labyrinth, das war und ist die große Pop-Platte von Madsen, das Album fürs Stadion. Etwas überkandidelt, denn wer kann, der kann auch Queen. „Und einmal richtig auf die Schnauze zu fallen, tut gut“, aber „das waren nicht unbedingt wir“, sagt Sebastian. Und mit ‚wir’ meint er Madsen. Die sind eine Rockband. Vom Lande, wenn man so will. Dahin, ins Wendland, ging es zurück, um alles so zu machen wie auf den ersten beiden Alben. Wieder nehmen Madsen im Gaga Studio in Hamburg auf – auf Band und live, „mit ein paar Overdubs.“ Gemischt wurde wie früher im Tritonus in Berlin, mit Moritz Enders, der sich schon um die Stadionplatte Labyrinth kümmerte. „Der Hauptantrieb ist Bock“, sagt Sebastian – und schreibt mit seinen Brüdern, dem älteren Johannes, dem jüngeren Sascha und Bassist Niko Maurer über 30 neue Songs. „Das Motto war üben, üben, üben, als würden wir eine neue Band gründen.“ Denn „die Platte will, fordert und reagiert.“ Etwa mit Generation im Arsch, dem klassischen Wutsong, der in der Tradition von Panik, Unzerbrechlich, Nitro und Blockade steht. Für die englischen Zeilen im schmissigen Love Is A Killer konnten sie Hardcore-Ikone Walter Schreifels (Gorilla Biscuits, Rival Schools etc.) gewinnen. Dabei wäre das Stück beinahe in der Tonne gelandet! Und Live-Keyboarderin Lisa Nicklisch alias Lisa Who verschönert So cool bist du nicht mit etwas Honig. Viel mehr Honig gibt es auf Wo es beginnt aber auch nicht. Denn es ist ein Rock-Album geworden, zusammengeschweißt in Eigenregie (richtig: Madsen haben selbst produziert). So direkt wie beim ersten Mal. Nur lauter. Also drei Schritte zurück. Vielleicht auch vier.
madsenmusik.de
Nur wer eine Herausforderung annimmt, kann sich mit etwas Glück und Geschick später über einen Sieg freuen. Das muss kein Sieg auf ganzer Linie sein. Oft sind es ja auch gerade die kleinen Triumphe im Leben, die wirklich zählen. Nicht der Sieg an sich, sondern das erhabene Gefühl, es geschafft zu haben. Bei den Aufnahmen zu ihrem vierten Album haben sich MADSEN einer besonderen Herausforderung gestellt. Und das Ergebnis, “Labyrinth”, lässt keinen Zweifel an ihrem Glück und Geschick ...
Die “klassische Herausforderung” - das landläufig als schwierige angesehene, dritte Album - konnten MADSEN bereits 2008 mit “Frieden im Krieg” bravourös krachend meistern. Das war kein Problem. Also wollten die Vier diesmal mehr. Die Idee lässt sich eigentlich in einem Wort zusammenfassen. Doch selbst Sebastian Madsen wagt es zunächst nicht, dieses Wort so einfach auszusprechen. Wir versehen es hier mal in aller Bescheidenheit mit dem entsprechen Satzzeichen: Es handelt sich um ... Grösse?
Das Gefühl von Grösse wie es in einem Stadion allgegenwärtig ist. Diese Grösse von bewegten Chören. Grösse im Klang, ohne dabei Fett anzusetzen. Grosse Gitarren. Grosse Worte. Grosse Produktion. Die Grösse einer eingeschworenen Gemeinschaft. Grösse in jeder Beziehung. Aber vor allem das Grösste, was das Leben zu bieten hat: das Leben selbst, die Liebe und eine universelle Umarmung. Das ganze Zeug also, das in den falschen Händen zu monumentalen Kitsch verkommt. Mit so etwas zu arbeiten, jegliche Peinlichkeit zu vermeiden und bei allem notwendigen /gerechten Pathos an keiner Stelle das Maß zu verlieren, DAS ist eine Herausforderung!
Wie man an seinen Herausforderungen wächst und dabei über sich hinauswächst, das zeigt kein deutsches Album der letzten Jahre deutlicher als “Labyrinth”. Ein Album, so gross wie das Verlangen, die Welt aus den Angeln zu heben. Die Magie dieses Unterfangens mag auch damit zusammenhängen, dass wir beim Namen MADSEN weniger an Stadion-Rock als an schwitzige Keller und durchgebrutze Verstärker denken. Für Thees Ullmann z.B., Tomte-Mastermind und so etwas wie ein moderner Torwächter der Indie-Coolness, war ihr Debüt das beste Album, seit er über Musik schreibt. Das ist bezeichnend. Obwohl MADSEN seit Stunde Null bei Universal unter Vertrag stehen, vermittelt ihre Musik und ihr Auftreten eine Authentizität, die für gewöhnlich einem Indieact, gern aus der Hamburger Schule, angedichtet wird. Wo der Indie-Spirit regiert, herrscht auch oft ein Hang zum Problematisieren. Die alles entscheidende Frage lautet dann: Darf man das? Spass haben? Auch mal die Sonnenseiten des Lebens besingen? Hemmungslos auf die Tonne hauen? Darf man natürlich nicht. MADSEN haben sich einfach das Recht genommen, es trotzdem zu tun. Vor diesem Hintergrund wird “Labyrinth” nicht nur vom Mut zur Grösse bestimmt, sondern auch von einer Art der Befreiung.
Sezieren wir exemplarisch den Titelsong, der das vierte MADSEN-Album programmatisch eröffnet, präsentieren sich bereits alle wichtigen Motive des Albums. Zunächst thematisiert sich hier die Fortführung dessen, was auch Amerikaner als Teenage-Angst kennen: ein Gefühl von zeitloser Orientierungslosigkeit und verwirrter Panik. Letzte Tanke vor dem Erwachsenenwerden sozusagen. Wir hören Radiogeräusche, dazu die Worte: “Das ist die Welt, das ist kein Traum, das ist die Realität. Das ist das Leben, öffne die Augen, du solltest sehen, worum es eigentlich geht.” Aber das ist eben nur der Anfang. Kaum sind die letzten Worte des Refrains verklungen - “... ein Kind, das viel zu leise nach Freiheit schreit” - gibt es einen Break, der Geschichte schreibt. Schweinegitarre, Trommelwirbel und weiter geht es im Takt einer durchzechten Nacht. Mit dem nächsten Break verdreht sich der Song kurzzeitig zu einem leicht hysterischen Glam-Prog-Monster, das “Raus! Raus! Raus! Raus! Raus! Raus!” skandiert, bevor es noch mal mit etwas mehr Effet weitergeht und Sebastian glaubhaft versichert: “Du kannst fliegen, wenn Du willst. Du kannst fliegen, du kannst fliegen - über dein Labyrinth.” Dazu gibt es in einem emotionalen Showdown noch mal die tröstliche Kernbotschaft: “Was auch immer geschieht, da ist immer irgendjemand, der dich liebt.”
Inzwischen ist nicht mehr Zeit vergangen als ein paar Minuten, auch wenn der Stoff für epische Spielfilme reichen würde. Genau so soll es auch weitergehen. Das Kleine reibt sich am Grossen, das Private kollidiert mit dem Öffentlichen, die Lust kämpft mit der Überzeugung, und dazu gibt es auch immer wieder etwas von dem, was die amerikanischen Rasta-Punks Bad Brains mal auf die Formel “I against I” gebracht haben. Da überrascht ein Song wie “Mein Herz bleibt hier”, scheinbar einer unglücklichen Liebe gewidmet, im Refrain mit eher klassenkämpferischen Einsichten wie "Auf den billigen Plätzen sind die netteren Leute, auf den kleinen Hochzeiten gibt's die schöneren Bräute, ich schlafe lieber im Zelt als im teuren Hotel, die schönsten Dinge der Welt bekommt man ohne Geld!"
In einem anderen, besonders energischem Song mit dem bezeichnenden Titel “Blockade” bringt Sebastian das Dilemma auf den Punkt: Auf der anderen Strassenseite spielen sie Hacky-Sack aber er will nicht mitspielen. Und wenn dort die Sonne scheint, bleibt er lieber im Schatten. Da gibt es “richtig geile Second Hand Shops”. Aber so sehr er es auch will, er kann einfach nicht rübergehen - zwischen ihm und der anderen Strassenseite “liegen 1000 Kilometer”. Die besondere Qualität von “Labyrinth” ist es, bei allem Willen zur Grösse und Hang zum Tröstlichen genau diese Gefühle nicht zu verraten.
Am Ende heisst es im letzten Song auch nicht “wir werden Sieger sein” sondern “wir werden wie Sieger sein” - weil es eben unabhängig vom Ausgang manchmal einfach nur darum geht, es gemeinsam getan zu haben. MADSEN haben es getan, gemeinsam mit ihrem Produzenten O.l.a.f. O.p.a.l. haben sie das Album mit dieser komischen Idee von “Grösse” realisiert, es hat sie zwei Jahre gekostet - “vielleicht die beste Zeit in unserem Leben” wie sie in einem anderen Song singen. Für viele ist “Labyrinth” ein grandioser Sieg ohne Wenn und Aber, das beste Album der bisherigen Karriere der Band. Für MADSEN selbst ist “Labyrinth” vor allem ein persönlicher Gewinn. Diese Haltung macht sie am Ende zu echten Siegern, zu den Siegern der Herzen.
Lars Brinkmann - Februar 2010 zur Veröffentlichung von "Labyrinth"
Die “klassische Herausforderung” - das landläufig als schwierige angesehene, dritte Album - konnten MADSEN bereits 2008 mit “Frieden im Krieg” bravourös krachend meistern. Das war kein Problem. Also wollten die Vier diesmal mehr. Die Idee lässt sich eigentlich in einem Wort zusammenfassen. Doch selbst Sebastian Madsen wagt es zunächst nicht, dieses Wort so einfach auszusprechen. Wir versehen es hier mal in aller Bescheidenheit mit dem entsprechen Satzzeichen: Es handelt sich um ... Grösse?
Das Gefühl von Grösse wie es in einem Stadion allgegenwärtig ist. Diese Grösse von bewegten Chören. Grösse im Klang, ohne dabei Fett anzusetzen. Grosse Gitarren. Grosse Worte. Grosse Produktion. Die Grösse einer eingeschworenen Gemeinschaft. Grösse in jeder Beziehung. Aber vor allem das Grösste, was das Leben zu bieten hat: das Leben selbst, die Liebe und eine universelle Umarmung. Das ganze Zeug also, das in den falschen Händen zu monumentalen Kitsch verkommt. Mit so etwas zu arbeiten, jegliche Peinlichkeit zu vermeiden und bei allem notwendigen /gerechten Pathos an keiner Stelle das Maß zu verlieren, DAS ist eine Herausforderung!
Wie man an seinen Herausforderungen wächst und dabei über sich hinauswächst, das zeigt kein deutsches Album der letzten Jahre deutlicher als “Labyrinth”. Ein Album, so gross wie das Verlangen, die Welt aus den Angeln zu heben. Die Magie dieses Unterfangens mag auch damit zusammenhängen, dass wir beim Namen MADSEN weniger an Stadion-Rock als an schwitzige Keller und durchgebrutze Verstärker denken. Für Thees Ullmann z.B., Tomte-Mastermind und so etwas wie ein moderner Torwächter der Indie-Coolness, war ihr Debüt das beste Album, seit er über Musik schreibt. Das ist bezeichnend. Obwohl MADSEN seit Stunde Null bei Universal unter Vertrag stehen, vermittelt ihre Musik und ihr Auftreten eine Authentizität, die für gewöhnlich einem Indieact, gern aus der Hamburger Schule, angedichtet wird. Wo der Indie-Spirit regiert, herrscht auch oft ein Hang zum Problematisieren. Die alles entscheidende Frage lautet dann: Darf man das? Spass haben? Auch mal die Sonnenseiten des Lebens besingen? Hemmungslos auf die Tonne hauen? Darf man natürlich nicht. MADSEN haben sich einfach das Recht genommen, es trotzdem zu tun. Vor diesem Hintergrund wird “Labyrinth” nicht nur vom Mut zur Grösse bestimmt, sondern auch von einer Art der Befreiung.
Sezieren wir exemplarisch den Titelsong, der das vierte MADSEN-Album programmatisch eröffnet, präsentieren sich bereits alle wichtigen Motive des Albums. Zunächst thematisiert sich hier die Fortführung dessen, was auch Amerikaner als Teenage-Angst kennen: ein Gefühl von zeitloser Orientierungslosigkeit und verwirrter Panik. Letzte Tanke vor dem Erwachsenenwerden sozusagen. Wir hören Radiogeräusche, dazu die Worte: “Das ist die Welt, das ist kein Traum, das ist die Realität. Das ist das Leben, öffne die Augen, du solltest sehen, worum es eigentlich geht.” Aber das ist eben nur der Anfang. Kaum sind die letzten Worte des Refrains verklungen - “... ein Kind, das viel zu leise nach Freiheit schreit” - gibt es einen Break, der Geschichte schreibt. Schweinegitarre, Trommelwirbel und weiter geht es im Takt einer durchzechten Nacht. Mit dem nächsten Break verdreht sich der Song kurzzeitig zu einem leicht hysterischen Glam-Prog-Monster, das “Raus! Raus! Raus! Raus! Raus! Raus!” skandiert, bevor es noch mal mit etwas mehr Effet weitergeht und Sebastian glaubhaft versichert: “Du kannst fliegen, wenn Du willst. Du kannst fliegen, du kannst fliegen - über dein Labyrinth.” Dazu gibt es in einem emotionalen Showdown noch mal die tröstliche Kernbotschaft: “Was auch immer geschieht, da ist immer irgendjemand, der dich liebt.”
Inzwischen ist nicht mehr Zeit vergangen als ein paar Minuten, auch wenn der Stoff für epische Spielfilme reichen würde. Genau so soll es auch weitergehen. Das Kleine reibt sich am Grossen, das Private kollidiert mit dem Öffentlichen, die Lust kämpft mit der Überzeugung, und dazu gibt es auch immer wieder etwas von dem, was die amerikanischen Rasta-Punks Bad Brains mal auf die Formel “I against I” gebracht haben. Da überrascht ein Song wie “Mein Herz bleibt hier”, scheinbar einer unglücklichen Liebe gewidmet, im Refrain mit eher klassenkämpferischen Einsichten wie "Auf den billigen Plätzen sind die netteren Leute, auf den kleinen Hochzeiten gibt's die schöneren Bräute, ich schlafe lieber im Zelt als im teuren Hotel, die schönsten Dinge der Welt bekommt man ohne Geld!"
In einem anderen, besonders energischem Song mit dem bezeichnenden Titel “Blockade” bringt Sebastian das Dilemma auf den Punkt: Auf der anderen Strassenseite spielen sie Hacky-Sack aber er will nicht mitspielen. Und wenn dort die Sonne scheint, bleibt er lieber im Schatten. Da gibt es “richtig geile Second Hand Shops”. Aber so sehr er es auch will, er kann einfach nicht rübergehen - zwischen ihm und der anderen Strassenseite “liegen 1000 Kilometer”. Die besondere Qualität von “Labyrinth” ist es, bei allem Willen zur Grösse und Hang zum Tröstlichen genau diese Gefühle nicht zu verraten.
Am Ende heisst es im letzten Song auch nicht “wir werden Sieger sein” sondern “wir werden wie Sieger sein” - weil es eben unabhängig vom Ausgang manchmal einfach nur darum geht, es gemeinsam getan zu haben. MADSEN haben es getan, gemeinsam mit ihrem Produzenten O.l.a.f. O.p.a.l. haben sie das Album mit dieser komischen Idee von “Grösse” realisiert, es hat sie zwei Jahre gekostet - “vielleicht die beste Zeit in unserem Leben” wie sie in einem anderen Song singen. Für viele ist “Labyrinth” ein grandioser Sieg ohne Wenn und Aber, das beste Album der bisherigen Karriere der Band. Für MADSEN selbst ist “Labyrinth” vor allem ein persönlicher Gewinn. Diese Haltung macht sie am Ende zu echten Siegern, zu den Siegern der Herzen.
Lars Brinkmann - Februar 2010 zur Veröffentlichung von "Labyrinth"
Bio 2008 kommt noch
Entschuldigung, wenn ich gleich persönlich werden muss, aber es geht einfach nicht anders. Ich hatte meine erste und prägende Madsen-Erfahrung im Februar 2005 in Berlin. Aber ganz von Anfang an: zusammen mit einem Kollegen war ich zur Premiere des Kinofilms „Keine Lieder über Liebe“ auf der Berlinale eingeladen worden. Nach der Vorführung gab es eine Aftershow-Party. Das ist so üblich im Showgeschäft. Da treffen sich wichtige und weniger wichtige Menschen zum Trinken und andere-Sachen-machen. Am Eingang zur Party wurden mein Kollege und ich vom Tomte-Manager empfangen: „Schön, dass ihr da seid, Jungs. Geht erst mal an die Bar und trinkt einen Absinth“. Wir haben die freundliche Aufforderung als Befehl aufgefasst und nicht nur einen Absinth getrunken. Sondern zwei, oder fünf, oder sieben. Absinth, muss man wissen, verschafft vollkommen legal ein Rauscherlebnis, das sehr nahe dran ist an solchen Rauscherlebnissen, die man sich sonst auf nicht so legale Art verschaffen muss. Ich weiß nicht mehr, wie ich ins Hotel gekommen bin, ich weiß aber noch, dass ich am nächsten Vormittag mit einem Brummschädel aufgewacht bin, wie niemals zuvor.
Mein Kollege und ich hatten an diesem Vormittag einen Termin bei „Universal Music“. Das ist so üblich im Showgeschäft – nicht nur, um unserer Dienstreise zur Filmpremiere einen halbwegs geschäftlichen Anstrich zu geben. Alle paar Monate besuchen sich die „Medienpartner“ gegenseitig, um sich auszutauschen. Die Plattenfirmenmenschen erzählen dann uns Musikjournalisten, welche heißen Themen als nächstes auf uns zukommen, spielen uns manchmal ein bisschen Musik vor und verabreichen uns eine Aspirin-Tablette, falls wir danach verlangen, weil wir einen Brummschädel haben. Meine Aufmerksamkeitsspanne hielt sich an diesem Vormittag eher im unteren Bereich. Bis zu dem Zeitpunkt, als das Aspirin langsam zu wirken begann und eine Plattenfirmenfrau mit der gebrannten CD einer deutschen Band ankam. Die Band hieß Madsen. Und, um es kurz zu machen, ich fuhr total auf diese Band ab. Weil die Musik direkt, ohne Umwege ins Musikaufnahmezentrum meines Gehirns geströmt ist, weil sie emotional war, ohne „Emo“ zu sein. Weil mir die Texte in ihrer konkreten Abstraktion, mehr über mein Leben erzählt haben, als das Gesamtwerk manch anderer Band, die von der Indie-Polizei aufs Coolness-Podest gehoben wird. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr leben zu können ohne diese Musik, die ich gerade gehört hatte. Also sagte ich zu der Plattenfirmenfrau „Ich kann nicht mehr leben ohne diese Musik. Darf ich die CD bitte bitte bitte mitnehmen?“ Irgendwo trieb die Plattenfirmenfrau noch eine gebrannte CD mit der Madsen-Musik auf und gab sie mir mit. Ich weiß nicht, ob sie das hätte tun dürfen. Auf jeden Fall habe ich ihr Vertrauen nicht missbraucht und die Musik nicht „ins Internet gestellt“. Nicht nur, weil ich gar nicht weiß, wie das gehen soll, Musik „ins Internet stellen.“ Ich habe die CD aber in meinen iPod gesaugt und in den nächsten paar Wochen nichts anderes gehört als Madsen.
Kennen gelernt habe ich Madsen nach ihrem Auftritt im Vorprogramm von Wir sind Helden in München. Wir sind uns in den folgenden Monaten noch ein paar Mal über den Weg gelaufen. Bei „Rock am Ring“, wo Madsen zur Unzeit am frühen Nachmittag eine gar nicht mal so kleine Crowd rockten. Und bei einem Kostenlos-Open-air-Auftritt im Olympiapark in München. Selten habe ich so sympathische, so unrockstar-hafte Rockstars getroffen. Als meine Begleitung in München die Madsen-Jungs nach ihrem Auftritt fragte, ob sie noch Lust hätten, zusammen mit uns in einen der beiden lokalen Indie-Clubs zu kommen, in die man so geht, wenn man cool ist, lehnten sie freundlich ab und fuhren mit ihrem Madsen-Mobil zurück in ihr Hotel. Das hat mich beeindruckt. Menschen, die sich in ihrer Post-Coolness-Phase befinden, beeindrucken mich.
Schluss jetzt! Der Leser giert nach Fakten: Madsen sind: Sebastian Madsen (Gitarre, Gesang), Johannes Madsen (Gitarre), Sascha Madsen (Schlagzeug), Niko Maurer (Bass) und Folkert Jahnke (Orgel). Schon 1993 gründen Sebastian und Johannes die Band Ganz Klar (Punk). 1996 kommt Niko dazu. Die Band heißt jetzt Alices Gun (Rock). Zwei Jahre später folgt Hoerstuatz (nennen wir es „Crossover“). Seit Sommer 2004 heißt die Band Madsen und macht Madsenmusik. Im Frühjahr 2005 rotiert das Video zur ersten Single „Die Perfektion“ ziemlich heavy auf MTV. Ab da geht die Rockstarkarriere ihren Gang. „Das war klischeehaft, bilderbuchmäßig“, erinnert sich Sebastian. Ende Mai erscheint das Debütalbum „Madsen“. Die Reaktion der Medien auf das Album ist „insgesamt sehr gut“ (Sebastian). „Natürlich gab es genug Gründe, uns nicht gut zu finden, die wurden auch genannt“. Von da an touren Madsen monatelang kreuz und quer durchs Land. Das Leben auf Tour ist für eine Band nicht halb so glamourös, wie man sich das gerne ausmalt in seinen romantischen Rockstar-Vorstellungen. 90 Prozent davon besteht aus Warten und Rumhängen. Sebastian nutzt das „kranke Tourleben“ um Songs zu schreiben. Er schreibt permanent Songs. Im Februar und März 2006 gehen Madsen mit diesen Songs ins Gaga-Studio in Hamburg, um ihr zweites Album „Godbye Logik“ aufzunehmen.
Die Musik auf „Goodbye Logik“ klingt – nennen wir es – „ausgefeilter“ als die auf dem Debüt. „Madsen“ funktionierte als Album, das in einem Rutsch durchgehört werden wollte. Die „Hits“ offenbarten sich dem Hörer nach und nach. Auf dem zweiten Album springen die Hits den Hörer sofort an: „Goodybe Logik“, „Ich rette die Welt“. „Unzerbrechlich“ – bis irgendwann alle elf Songs als Hits funktionieren und „Goodbye Logik“ als Album. „Goodbye Logik“ ist „typisch“ Madsen, weil die Musik direkt, ohne Umwege ins Musikaufnahmezentrum des Gehirns strömt, weil sie emotional ist, ohne „Emo“ zu sein. Weil die Texte in ihrer konkreten Abstraktion, mehr über das Leben erzählen, als das Gesamtwerk manch anderer Band, die von der Indie-Polizei aufs Coolness-Podest gehoben wird. Weil Sebastian Madsen mit seinen Worten die Verlorenheit und die Hoffnungen nicht einer Generation, sondern der ganzen Menschheit ausdrückt. Nehmen wir nur „Ein Produkt“. Selten hat ein Popsänger pointierter über seine Gefühle in einer Beziehung, die sich im Sterben befindet, gesungen. Aber man kann jeden Text auf „Goodbye Logik“ hernehmen und darüber staunen, wie jemand in der Lage ist, seine Gefühle in solche Worte zu fassen, die dem Hörer selber hätten einfallen sollen. Nur sind sie das eben nicht. Man kann aber auch jetzt endlich dieses Blatt Papier zur Seite und – verdammt nochmal – „Goodbye Logik“ in den CD-Player legen, um zu sehen, ob das alles stimmt,.was hier geschrieben steht.
Albert Koch, Juni 2006 zur Veröffentlichung von "Goodbye Logik"
Mein Kollege und ich hatten an diesem Vormittag einen Termin bei „Universal Music“. Das ist so üblich im Showgeschäft – nicht nur, um unserer Dienstreise zur Filmpremiere einen halbwegs geschäftlichen Anstrich zu geben. Alle paar Monate besuchen sich die „Medienpartner“ gegenseitig, um sich auszutauschen. Die Plattenfirmenmenschen erzählen dann uns Musikjournalisten, welche heißen Themen als nächstes auf uns zukommen, spielen uns manchmal ein bisschen Musik vor und verabreichen uns eine Aspirin-Tablette, falls wir danach verlangen, weil wir einen Brummschädel haben. Meine Aufmerksamkeitsspanne hielt sich an diesem Vormittag eher im unteren Bereich. Bis zu dem Zeitpunkt, als das Aspirin langsam zu wirken begann und eine Plattenfirmenfrau mit der gebrannten CD einer deutschen Band ankam. Die Band hieß Madsen. Und, um es kurz zu machen, ich fuhr total auf diese Band ab. Weil die Musik direkt, ohne Umwege ins Musikaufnahmezentrum meines Gehirns geströmt ist, weil sie emotional war, ohne „Emo“ zu sein. Weil mir die Texte in ihrer konkreten Abstraktion, mehr über mein Leben erzählt haben, als das Gesamtwerk manch anderer Band, die von der Indie-Polizei aufs Coolness-Podest gehoben wird. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr leben zu können ohne diese Musik, die ich gerade gehört hatte. Also sagte ich zu der Plattenfirmenfrau „Ich kann nicht mehr leben ohne diese Musik. Darf ich die CD bitte bitte bitte mitnehmen?“ Irgendwo trieb die Plattenfirmenfrau noch eine gebrannte CD mit der Madsen-Musik auf und gab sie mir mit. Ich weiß nicht, ob sie das hätte tun dürfen. Auf jeden Fall habe ich ihr Vertrauen nicht missbraucht und die Musik nicht „ins Internet gestellt“. Nicht nur, weil ich gar nicht weiß, wie das gehen soll, Musik „ins Internet stellen.“ Ich habe die CD aber in meinen iPod gesaugt und in den nächsten paar Wochen nichts anderes gehört als Madsen.
Kennen gelernt habe ich Madsen nach ihrem Auftritt im Vorprogramm von Wir sind Helden in München. Wir sind uns in den folgenden Monaten noch ein paar Mal über den Weg gelaufen. Bei „Rock am Ring“, wo Madsen zur Unzeit am frühen Nachmittag eine gar nicht mal so kleine Crowd rockten. Und bei einem Kostenlos-Open-air-Auftritt im Olympiapark in München. Selten habe ich so sympathische, so unrockstar-hafte Rockstars getroffen. Als meine Begleitung in München die Madsen-Jungs nach ihrem Auftritt fragte, ob sie noch Lust hätten, zusammen mit uns in einen der beiden lokalen Indie-Clubs zu kommen, in die man so geht, wenn man cool ist, lehnten sie freundlich ab und fuhren mit ihrem Madsen-Mobil zurück in ihr Hotel. Das hat mich beeindruckt. Menschen, die sich in ihrer Post-Coolness-Phase befinden, beeindrucken mich.
Schluss jetzt! Der Leser giert nach Fakten: Madsen sind: Sebastian Madsen (Gitarre, Gesang), Johannes Madsen (Gitarre), Sascha Madsen (Schlagzeug), Niko Maurer (Bass) und Folkert Jahnke (Orgel). Schon 1993 gründen Sebastian und Johannes die Band Ganz Klar (Punk). 1996 kommt Niko dazu. Die Band heißt jetzt Alices Gun (Rock). Zwei Jahre später folgt Hoerstuatz (nennen wir es „Crossover“). Seit Sommer 2004 heißt die Band Madsen und macht Madsenmusik. Im Frühjahr 2005 rotiert das Video zur ersten Single „Die Perfektion“ ziemlich heavy auf MTV. Ab da geht die Rockstarkarriere ihren Gang. „Das war klischeehaft, bilderbuchmäßig“, erinnert sich Sebastian. Ende Mai erscheint das Debütalbum „Madsen“. Die Reaktion der Medien auf das Album ist „insgesamt sehr gut“ (Sebastian). „Natürlich gab es genug Gründe, uns nicht gut zu finden, die wurden auch genannt“. Von da an touren Madsen monatelang kreuz und quer durchs Land. Das Leben auf Tour ist für eine Band nicht halb so glamourös, wie man sich das gerne ausmalt in seinen romantischen Rockstar-Vorstellungen. 90 Prozent davon besteht aus Warten und Rumhängen. Sebastian nutzt das „kranke Tourleben“ um Songs zu schreiben. Er schreibt permanent Songs. Im Februar und März 2006 gehen Madsen mit diesen Songs ins Gaga-Studio in Hamburg, um ihr zweites Album „Godbye Logik“ aufzunehmen.
Die Musik auf „Goodbye Logik“ klingt – nennen wir es – „ausgefeilter“ als die auf dem Debüt. „Madsen“ funktionierte als Album, das in einem Rutsch durchgehört werden wollte. Die „Hits“ offenbarten sich dem Hörer nach und nach. Auf dem zweiten Album springen die Hits den Hörer sofort an: „Goodybe Logik“, „Ich rette die Welt“. „Unzerbrechlich“ – bis irgendwann alle elf Songs als Hits funktionieren und „Goodbye Logik“ als Album. „Goodbye Logik“ ist „typisch“ Madsen, weil die Musik direkt, ohne Umwege ins Musikaufnahmezentrum des Gehirns strömt, weil sie emotional ist, ohne „Emo“ zu sein. Weil die Texte in ihrer konkreten Abstraktion, mehr über das Leben erzählen, als das Gesamtwerk manch anderer Band, die von der Indie-Polizei aufs Coolness-Podest gehoben wird. Weil Sebastian Madsen mit seinen Worten die Verlorenheit und die Hoffnungen nicht einer Generation, sondern der ganzen Menschheit ausdrückt. Nehmen wir nur „Ein Produkt“. Selten hat ein Popsänger pointierter über seine Gefühle in einer Beziehung, die sich im Sterben befindet, gesungen. Aber man kann jeden Text auf „Goodbye Logik“ hernehmen und darüber staunen, wie jemand in der Lage ist, seine Gefühle in solche Worte zu fassen, die dem Hörer selber hätten einfallen sollen. Nur sind sie das eben nicht. Man kann aber auch jetzt endlich dieses Blatt Papier zur Seite und – verdammt nochmal – „Goodbye Logik“ in den CD-Player legen, um zu sehen, ob das alles stimmt,.was hier geschrieben steht.
Albert Koch, Juni 2006 zur Veröffentlichung von "Goodbye Logik"
Sie, werter Leser und werte Leserin, wollen also ihre Beziehung retten. Sie haben sich verloren in den Irrungen und Wirrungen des Alltags. Weiterhin wissen Sie, wie LIEBE buchstabiert wird und denken, dass das noch nicht das Ende sein kann. Wir alle wissen, wie schwierig manchmal alles sein kann.
Ihr Problem: Sie finden schlecht Worte. Sie haben alles im Kopf, aber es fehlt ihnen die Fähigkeit, das, was im Kopf ist, auf der Zunge zerfließen zu lassen.
Machen Sie sich keine Sorgen, das geht vielen so. Deswegen gibt es unter anderem Kunst.
Hier mein Tip: Lassen Sie Madsen für sich sprechen. Bringen Sie die CD mit zu Ihrer Liebe und legen Sie sie ein. Halten Sie die Hand des Partners, legen Sie "Immer mehr" ein, halten Sie verdammt noch mal die verdammte Hand und versuchen Sie, halbwegs sensibel zu gucken.
"Wir verlieren uns mehr und mehr und mehr. (...). Und ich halte mich an Dir fest, ich lass' Dich nicht mehr los, denn so sind es wir ja gewohnt!" Dieser Song bietet die Chance, innerhalb von 3,16 Minuten alles zu verstehen.
Das Schönste an Rockmusik: das Erklären in drei Minuten.
Madsen kommen aus einem Landstrich, in welchen andere nur hinfahren, um zu demonstrieren - dem Wendland (Fame of Castortransporte!). Dort, wo Musik kein Hobby, sondern Ausweg ist. Vielleicht kommt daher die verzweifelte Lebensfreude, die man aus jeder gesungen Zeile von Sebastian Madsen hört. Die adoleszente Wut des jungen Lowtzows gepaart mit dem Gespür für große vereinende Gesangslinien. Wundervoll! Das wirklich Schöne bei den Madsen-Texten ist, dass Sebastian Madsen es geschafft hat, seine eigene Sprache zu finden. Er textet eher in einer eher anglo-amerikanischen Tradition, was bedeutet, dass er es schafft, mit unkonkreten Texten sehr konkrete Sachen auszudrücken, welche so groß sind, dass es dafür wohl nie Vokabeln geben wird. Ich, du, wir, die Welt, der Himmel, die Hölle, das Leben und der ganze Rest, hin und zurück in einer Zeile! Das muss man erst einmal schaffen. Und man möchte auf Knien danken, dass man endlich mal wieder eine Band hört, die schon mehr als viermal in ihrem Leben zornig war (und das nicht nur über eine 3- in Mathe, Vermutung des Autors: ich glaube eher, dass Madsen sich über eine 3- in Mathe gefreut haben!). Und: darf ich fluchen? Darf ich fluchen??? Lassen Sie mich einmal fluchen. Scheisse, schockt die Musik! Gott, dieses Deutsch-Gesang-Gedengel zur Zeit, das kann doch kein Mensch ertragen. „Dummdidumm, ich bin am Wochenende nicht gelegt worden.. lalalala, so und jetzt der ruhige Part! Wurde auch Zeit!" "Hier geht es zur Sache!" möchte man die Musik umschreiben, die in den 37.40 Minuten auf einen einströmt. Punk und Rock und Hamburger Schule, schreiben wir es doch einfach so, das sind nicht die schlechtesten Musikstile der Welt...
Wenn Madsen Erfolg haben, dann ist das nicht der vielbeschworene Zufall, sondern erstens gerecht und zweitens Bestimmung!
Sie finden mich begeistert vor. Über die beste Debüt-LP seitdem ich über Musik schreibe.
Ich wünsche der Band alles Gute für die nahe Zukunft. Wenn ich jetzt auf Tour gehen müsste, keine Band würde ich lieber mitnehmen. Die Szene munkelt schon. Die haben's menschlich wie auch am Tresen drauf! Eine geile wie auch gefährliche Kombi. Ich würde mich freuen!
Thees Uhlmann, November 2004
Madsen kommen aus einem Landstrich, in welchen andere nur hinfahren, um zu demonstrieren - dem Wendland (Fame of Castortransporte!). Dort, wo Musik kein Hobby, sondern Ausweg ist. Vielleicht kommt daher die verzweifelte Lebensfreude, die man aus jeder gesungen Zeile von Sebastian Madsen hört. Die adoleszente Wut des jungen Lowtzows gepaart mit dem Gespür für große vereinende Gesangslinien. Wundervoll! Das wirklich Schöne bei den Madsen-Texten ist, dass Sebastian Madsen es geschafft hat, seine eigene Sprache zu finden. Er textet eher in einer eher anglo-amerikanischen Tradition, was bedeutet, dass er es schafft, mit unkonkreten Texten sehr konkrete Sachen auszudrücken, welche so groß sind, dass es dafür wohl nie Vokabeln geben wird. Ich, du, wir, die Welt, der Himmel, die Hölle, das Leben und der ganze Rest, hin und zurück in einer Zeile! Das muss man erst einmal schaffen. Und man möchte auf Knien danken, dass man endlich mal wieder eine Band hört, die schon mehr als viermal in ihrem Leben zornig war (und das nicht nur über eine 3- in Mathe, Vermutung des Autors: ich glaube eher, dass Madsen sich über eine 3- in Mathe gefreut haben!). Und: darf ich fluchen? Darf ich fluchen??? Lassen Sie mich einmal fluchen. Scheisse, schockt die Musik! Gott, dieses Deutsch-Gesang-Gedengel zur Zeit, das kann doch kein Mensch ertragen. „Dummdidumm, ich bin am Wochenende nicht gelegt worden.. lalalala, so und jetzt der ruhige Part! Wurde auch Zeit!" "Hier geht es zur Sache!" möchte man die Musik umschreiben, die in den 37.40 Minuten auf einen einströmt. Punk und Rock und Hamburger Schule, schreiben wir es doch einfach so, das sind nicht die schlechtesten Musikstile der Welt...
Wenn Madsen Erfolg haben, dann ist das nicht der vielbeschworene Zufall, sondern erstens gerecht und zweitens Bestimmung!
Sie finden mich begeistert vor. Über die beste Debüt-LP seitdem ich über Musik schreibe.
Ich wünsche der Band alles Gute für die nahe Zukunft. Wenn ich jetzt auf Tour gehen müsste, keine Band würde ich lieber mitnehmen. Die Szene munkelt schon. Die haben's menschlich wie auch am Tresen drauf! Eine geile wie auch gefährliche Kombi. Ich würde mich freuen!
Thees Uhlmann, November 2004